„Mama, mir geht es nicht so gut.“
Wer morgens diese Worte hört, geht schon mal panisch in Gedanken den Tag durch. Das Meeting um 9, die Präsentation um 11. Was davon kann ich verschieben, was (schon wieder) an die langsam genervten Kolleg*innen abgeben?
Kranke Kinder erfordern schon in normalen Zeiten Organisationstalent, bei Alleinerziehenden umso mehr. Doch diesen Winter scheint es besonders schlimm zu sein. Um uns herum sind einfach alle Kinder gerade krank. Auf Magen-Darm folgt die Bronchitis, darauf ne Mandelentzündung und Hand-Mund-Fuß. In den Kitas warnen handgeschriebene Zettel vor Bindehautentzündung, Läusen und Streptokokken. Und wer bleibt im Zweifel zuhause? Die Mutter. Wieder einmal.
Besonders beunruhigend: Immer mehr Kitagruppen haben wieder ganz geschlossenoder bieten nur noch Notbetreuung an. Doch den Medien ist das Thema keinen Aufschrei wert.
Corona, so hört man es überall, sei vorbei. Sei diesen Winter längst kein Thema mehr. Doch natürlich infizieren sich noch immer viele Menschen damit. Und zusätzlich rollen die RSV– und die Grippewelle in diesem Jahr besonders früh und heftig über uns hinweg. In Kitas, Kindergärten und Schulen erkranken Lehrerinnen und Erzieher reihenweise. Die Folgen: Unterrichtsausfälle und Kitas, die schon ab mittags oder gleich ganz geschlossen haben.
Auch in den Kinderkliniken ist die Situation dramatisch. Eine Freundin wartete neulich sieben Stunden mit ihrem Baby beim Notdienst. Es hatte Durchfall und behielt nicht mal Wasser bei sich. Die lange Wartezeit ist leider keine Ausnahme. Mediziner*innen warnen schon lange vor überlasteten Krankenhäusern, doch es geschieht – nichts.
Politische Lösungen? Fehlanzeige!
Eltern ächzen unter der zunehmenden Unvereinbarkeit, fiebernde Kinder und die Deadline im Job zusammenzubringen, während es auch bei ihnen im Hals zu kratzen beginnt. Schlafmangel, keine Zeit für Pausen und der Stress der Coronajahre, der uns noch immer in den Knochen steckt, geben uns den Rest.
Es wäre längst Zeit für kreative Lösungen von Politik und Arbeitswelt. Doch Familie gilt in Deutschland noch immer als selbst ausgesuchtes Problem, dass es möglichst diskret und klaglos (bitte vornehmend von den Müttern) im Privaten zu lösen gilt.
So wird die Pandemie weiter auf dem Rücken der Frauen ausgetragen. Statt nach monatelangem Homeschooling und Home-Betreuung endlich wieder arbeiten zu „dürfen“, sitzen wir erneut mit unseren Kindern zuhause. Sind müde. Sind ausgebrannt. Und der Winter, er hat gerade erst begonnen.